Winds of Change

Die Kulturgeschichte der Windkraft in Deutschland

Impressum

Die Ausstellung
Idee: Stefan Wenzel / Rudi Zimmeck
Text und Gestaltung: Jasper Strunk
Kuratorische Beratung: Dr. Christine Falken-Großer
Layout: Hans-Jürgen Müller-Alex, Paul Maximilian Alex – asieben gmbh
Druck: Meinfoto.de
Fotos: siehe jeweilige Infotafel
Organisation: Marie Zegowitz

Das Windrad

– eine Erfolgsgeschichte

Der früheste Ursprung der Windmühle ist wegen der schwierigen Quellenlage nicht abschließend
geklärt. Belegt ist aber, dass sich spätestens im 7. Jahrhundert in Persien die Kraft des Windes
zunutze gemacht wird. Die Anlagen, welche dem Mahlen von Getreide dienen, erinnern mit ihrer vertikalen Rotordrehachse ein wenig an eine Drehtür (Gasch & Twele, 2010, S. 17). 

Vom 12. Jahrhundert bis in die Hochindustrialisierung

In Deutschland und Europa beginnt das Zeitalter der Windmühle im 12. Jahrhundert und reicht bis in die Hochindustrialisierung hinein (Tacke, 2004, S. 12, 27f). Insbesondere in flachen Landschaften, wo wegen zu geringem Gefälle keine Wassermühlen errichtet werden können, eröffnet die Nutzung der Windkraft enorme wirtschaftliche Potenziale (Greif, 2000a). So sind Windmühlen seit dem 16. Jahrhundert aus der Nahrungsmittelversorgung nicht mehr wegzudenken (Tacke, 2004,
S. 23). In Deutschland kamen Windmühlen insbesondere nördlich der Linie Aachen – Kassel – Suhl – Dresden zum Einsatz, südlich davon blieben sie wegen der dort etablierten Wassermühlen die Ausnahme (Greif, 2000a). Der Begriff Mühle greift indes zu kurz, denn die Windkraft setzt
neben Mühlsteinen auch Sägen, Hämmer, Walzen und vieles mehr in Bewegung (Beurskens, 2016,
S. 24). Kurz bevor mit dem Hochlauf der Industrialisierung die Mühle als primäre Kraftanlage abgelöst und zurückgedrängt wird, drehen sich im Jahr 1880 in Deutschland rund 20.000 Windräder (Tacke, 2004, S. 19). 

Erster Boom im Nachgang der Ölpreiskrisen

Zur Stromerzeugung wird die Windkraft erstmals 1887 in Schottland genutzt (Beurskens, 2016, S. 27). Die Prototypen des heutigen, modernen Anlagendesigns entstehen in den 1950er Jahren in Dänemark und Deutschland (Kauz, 2014, S. 18; Gasch & Twele, 2010, S. 34). Ihren – seit der Industrialisierung – ersten Boom erlebt die Windkraft in den 1980er Jahren im Nachgang der Ölpreiskrisen (Heymann, 1995, S. 362–365).  Wenngleich die Ausbaurate in den folgenden Jahrzehnten wegen wechselnder politischer Rahmenbedingungen stark schwankt, zeigt die Kurve der technologischen Entwicklung durchweg steil nach oben (Kauz, 2014, S. 38–40). Einen Teil dieses Fortschritts stellt der Einstieg in die Offshore Windkraft dar, welcher hierzulande 2010 beginnt und den besonders starken und geichmäßigen Seewind einfängt und per Unterwasserkabel als Grüne Energie ins Netz bringt (Alpha Ventus). Im Jahr 2035 soll die Offshore Windkraft mindestens so viel Strom ins Netz einspeisen wie derzeit Braunkohle, Steinkohle und Mineralöl zusammen (BNetzA, 2023). 

Verdoppelung der installierten Leistung bis 2030

Somit spielt die Windkraft in der heutigen Energie- und Klimapolitik eine entscheidende Rolle: Mit zahlreichen Gesetzesinitiativen und Neuregelungen arbeitet das BMWK und die gesamte Bundesregierung darauf hin, dass sich die installierte Leistung bis im Jahr 2030 in Deutschland auf 145 GW mehr als verdoppelt, und in 2035 mit mit insgesamt 197 GW zum Erreichen von fast 100 Prozent
Erneuerbarer Energie in 2035 beiträgt (EEG & WindSeeG). Dieses bedeutsame Ziel wäre heute unerreichbar ohne die jahrhundertealte und evolutionäre Fortentwicklung der Windkraft.